„Die wirtschaftliche Situation hat sich in den letzten Jahren rasant verändert und mit dieser auch die Anforderungen an die Unternehmer und deren Tätigkeit. Vor allem die bürokratischen Auflagen, der große Steuerdruck und die unzähligen Rechtsnormen bestimmen heute den unternehmerischen Alltag. Es braucht die richtigen Rahmenbedingungen, damit Unternehmer ihrer Tätigkeit nachgehen, sich weiterentwickeln und entfalten können“, mit diesem Appell eröffnete SWR-Bezirkspräsident Thomas Walch die Veranstaltung „Wirtschaft im Gespräch“ im Ragenhaus in Bruneck bei der auch der Landeshauptmann und Landesrat für Wirtschaft Arno Kompatscher anwesend war.
Rahmenbedingungen für Unternehmer
Ein wichtiger Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens ist die Erreichbarkeit. Diese müsse auf allen Ebenen – Straße, Schiene, Luft und Internet – gewährleistet werden, hoben die Wirtschaftsvertreter hervor. HGV-Bezirksobmann Thomas Walch forderte rasche Lösungen im Personen- und Güterverkehr im Pustertal durch die Realisierung der Riggertalerschleife, den Bau des Brennerbasistunnels und eine Optimierung der Pustertaler-Straße durch Begradigungen und Ausweichstellen.
Zu den Rahmenbedingungen gehören auch eine sichere Stromversorgung und wettbewerbsfähige Strompreise, hob der Bezirksvorsitzende des UVS Anton Schenk in seinen Ausführungen hervor. Die Strompreise (Energie und Zuschläge) haben sich in den letzten Jahren in Italien nahezu verdoppelt und sind um ein Vielfaches höher als im Ausland. Ein Betrieb der im Pustertal ansässig ist, zahlt beispielsweise um 36 Prozent mehr Stromkosten als in Österreich – ein klarer Wettbewerbsnachteil.
Landeshauptmann Arno Kompatscher betonte, dass es Ziel der Landesregierung sei, die bestehenden Infrastrukturen stetig instand zu halten und weiter zu entwickeln. So sind für die Projektierung der Riggertalerschleife 1,5 Mio. Euro zur Verfügung gestellt und beim Bau des BBT einige wichtige Fortschritte wie beispielsweise die Sicherstellung der Finanzierung für das Baulos Mauls-Brenner und die Zuweisung des Bauloses zur Unterquerung des Eisack gemacht worden. Bezüglich der Stromthematik erklärte der Landeshauptmann, dass die Landesregierung derzeit dabei sei die Voraussetzungen zu schaffen, um die Forderung nach billigerem Strom für die Bürgerinnen und Bürger des Landes umzusetzen. Was hingegen die Versorgungssicherheit betrifft, die gerade im Pustertal immer wieder Schwachstellen aufweise, so gebe es Projekte, es benötige aber auch Bewusstseinsbildung und ein Umdenken. „Hier sind die Wirtschaftsverbände gefordert. Es nützt das beste Projekt nämlich nichts, wenn sich die Gemeinden dann bei der Trassenführung quer stellen“, so Kompatscher.
Peripherie als Lebensraum erhalten
Der ländliche Raum stellt eine Einzigartigkeit dar, die es zu schützen und zu unterstützen gilt. Den Zentralisierungstendenzen bei Einrichtungen und Infrastrukturen muss entgegengesteuert werden, damit auch weiterhin Arbeitsplätze in der Peripherie erhalten und neue geschaffen werden können, forderte der Bezirksobmann des SBB Anton Tschurtschenthaler. In dieselbe Kerbe schlug Philipp Moser, Bezirkspräsident des hds, der auch konkrete Projekte zur Unterstützung von Betrieben mit Nahversorgungsfunktion und zur Aufwertung der Ortskerne forderte. Gezielte Maßnahmen, um Jugendliche noch bewusster für die Berufswelt zu sensibilisieren forderten der Bezirksvorsitzende der VSF Andreas Leiter und der Bezirksobmann des lvh Josef Schwärzer. Das Pustertal sei ein attraktiver Wirtschaftsstandort, der auch für Jugendliche viele Berufsmöglichkeiten biete. Das Angebot der Lehrberufe und der Vollzeitausbildung in verschiedenen Bereichen sei weiterhin sicherzustellen und auszubauen.
Auch hier ging der Landeshauptmann wiederum auf alle Punkte gesondert ein und betonte, dass ein erklärtes Ziel der Landesregierung der Erhalt und die Schaffung von qualitativ hochwertigen Arbeitsplätzen auch in der Peripherie sei. Dies werde bei allen Vorhaben berücksichtigt.
Abschließend ging SWR-Präsident Philipp Moser noch auf aktuelle wirtschaftspolitische Themen und Entwicklungen in Südtirol ein.