„Im Gespräch mit Südtiroler Unternehmern aller Sparten wird oft die fehlende Liquidität und die Schwierigkeit zum Kreditzugang bemängelt. Aus einer kürzlich vorgestellten Studie geht hervor, dass in Südtirol rund einem Viertel der Kreditansuchen nicht stattgegeben wird. Mit dieser Diskussionsrunde möchten wir nun alle involvierten Akteure, nämlich Banken und Garantiegenossenschaften auf der einen und Unternehmen auf der anderen Seite, zusammenbringen um die Situation im Pustertal zu analysieren und konkrete Handlungsempfehlungen auszuarbeiten“, leitete SWR-Bezirkspräsident Thomas Walch den Abend ein.
Neben zahlreichen Unternehmerinnen und Unternehmern aus dem Pustertal waren auch die Vertreter der lokalen Banken – Ilse Steurer, Direktorin der Niederlassung Brixen-Bruneck der Volksbank, Klaus Oberhollenzer, Leiter des Bezirkes Bruneck der Südtiroler Sparkasse, Eduard Stolzlechner, Leiter der Kreditabteilung der Raiffeisenkasse Bruneck – und der Garantiegenossenschaften – Garfidi-Direktor Christoph Rainer und Confidi-Vizepräsident Christian Gartner – anwesend.
Nach einer kurzen Vorstellung der lokalen Akteure und ihrer spezifischen Angebote für Unternehmen ging es sogleich in medias res: Die Bankenvertreter begrüßten, dass sich die Investitionsbereitschaft der Pusterer Unternehmen in diesem Jahr leicht verbessert habe. Insbesondere der private Wohnbau sei gut angelaufen, auch im Tourismus sei wieder verstärkte Investitionsbereitschaft erkennbar. Insgesamt gesehen gebe es im Pustertal einen guten Mix zwischen den einzelnen Sektoren. Auffallend sei jedoch die immer größer werdende Schwere zwischen „gesunden“ Betrieben und Betrieben, die mit Liquiditäts- und Finanzierungsproblemen zu kämpfen hätten.
Die Bereitschaft zur Kreditvergabe sei von Seiten der Banken gegeben, betonten die Bankenvertreter, jedoch hätten sich die Rahmenbedingungen verändert: Basis bildet das Vertrauensverhältnis zwischen Bank und Unternehmen. Wenn dies nicht gegeben ist, ist auch eine Kreditvergabe nicht möglich. Immer wichtiger sei auch eine Professionalisierung der Unternehmen indem Finanzierungspläne erstellt und auch alternative Finanzierungsformen in die Überlegungen eingebaut werden sollten. Hier gebe es vor allem bei Kleinst- und Kleinbetrieben noch Aufholbedarf. Die Bewertung der Immobilien sei sicherlich ein wichtiger Faktor in der Bewertung, jedoch nicht mehr ausschlaggebend, die Ertragslage der letzten drei Jahre und die Rückzahlungsmöglichkeiten bilden weitere wichtige Bewertungskriterien. Ein frühzeitiger Einbezug der Banken und Garantiegenossenschaften – auch mit Beratungsfunktion – wurde angeregt.
Transparenz auf beiden Seiten, eine frühzeitige Einbindung aller Akteure und Unterstützung insbesondere für die Kleinst- und Kleinunternehmen sind notwendig, damit die Investitionsbereitschaft der Unternehmen unterstützt und das Risiko für beide Akteure minimiert werden können, so das Resümee der Beteiligten.