Tiefenthaler: „Ein abgestimmtes Handeln auf allen Ebenen ist notwendig, um Unternehmen in ihren Digitalisierungsprozessen zu begleiten“
Die Digitalisierung verändert unsre Art zu leben, zu arbeiten und zu produzieren. Sie stellt gleichermaßen eine Chance und eine Herausforderung für Unternehmen aller Sektoren dar: e-commerce, 3-D-Druck, Buchungs- und Bewertungsportale und Robotik sind nur einige Bereiche, die davon betroffen sind. Noch nie haben sich so viele Innovationschancen für neue Produkte und Geschäftsmodelle ergeben. Noch nie war es so einfach, mit anderen Unternehmen und Partnern aus der ganzen Welt zu kooperieren und Netzwerke zu schaffen. „Die Tragweite der Herausforderung und die Art und Weise wie damit im europäischen, nationalen und lokalen Umfeld umgegangen wird, passen jedoch nicht zusammen. In Südtirol geben nur 21 Prozent der Unternehmen an, dass der Stand der Digitalisierung in ihrem Unternehmen hoch ist“, betont Leo Tiefenthaler, Präsident von Südtiroler Wirtschaftsring – Economia Alto Adige (swr-ea). Auffallend ist auch der große Unterschied zwischen den Kleinst- und Kleinbetrieben (nur ca 19 Prozent geben an, dass der Stand der Digitalisierung in ihrem Unternehmen hoch ist) und den größeren Unternehmen (33 Prozent geben an, dass der Stand der Digitalisierung in ihrem Unternehmen hoch ist).
Damit Südtirols Betriebe Digitalisierung als Chance sehen und diesen Wandel auch aktiv mitgestalten können, bedarf es eines abgestimmten Handelns auf allen Ebenen. Das Präsidium von swr-ea hat 3 Bereiche definiert, in denen es gilt, in Zukunft verstärkt zu investieren um die Unternehmen in die Ära 4.0 zu begleiten:
Ausbau des Breitbandnetzes:
Voraussetzung für die Digitalisierung von Prozessen ist eine schnelle Internetverbindung. Der Ausbau eines landesweiten Breitbandnetzes muss daher prioritär weiterverfolgt werden, wobei auch die peripheren Gebiete mit einer kostengünstigen Technik erschlossen werden müssen.
Unternehmen 4.0 brauchen Kompetenzen 4.0:
In der schulischen Ausbildung müssen praxisbezogene technische Fähigkeiten stärker vermittelt werden. Auch Angebote, welche eine exzellente technische Ausbildung ermöglichen, müssen stärker gefördert werden. Die Ausbildung im Bereich der Informatik, sei es im Bereich der dualen Ausbildung als auch im Bereich der Fachschulen muss verstärkt beworben und gemeinsam mit den Unternehmen gestärkt werden.
Die Universität Bozen sollte sich zum Kompetenzzentrum für die Vermittlung von digitalen Fertigkeiten entwickeln und entsprechende Angebote im Netzwerk mit anderen Partnern anbieten.
Die Aufgabengebiete von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Unternehmen werden sich stark verändern. Einer Studie zufolge werden 57 Prozent der Berufe innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte verschwinden. Das Prinzip des lebenslangen Lernens wird die Arbeitswelt in Zukunft prägen. Umschulungen, Weiterbildungen und Ausbildungen ihrer Mitarbeiter werden von den Unternehmen verstärkt angeboten werden müssen; Mitarbeiter werden gefordert sein, diese auch anzunehmen.
Unterstützung für Unternehmen:
Damit Südtirols Unternehmen die Digitalisierung erfolgreich umsetzen können, ist die Zusammenarbeit im Netzwerk ausschlaggebend. Verbände, IDM, Handelskammer und Politik sind aufgefordert, gemeinsam Maßnahmen zu ergreifen und ein abgestimmtes Angebot zu erstellen, damit Unternehmen bestmöglich unterstützt werden.
Das Beratungsangebot zu den Themen, die mit Digitalisierung unmittelbar verknüpft sind, muss ausgebaut werden.
Die schrittweise Digitalisierung sämtlicher Prozesse, insbesondere in der Kommunikation mit der öffentlichen Verwaltung und öffentlichen Einrichtungen, wird von swr-ea unterstützt. Digitalisierung bedeutet jedoch nicht, dass derselbe Prozess anstelle von analog nun digital erfolgen soll. Die Prozesse müssen von Grund auf neu strukturiert werden. Durch eine frühzeitige Priorisierung kann die Umstellung schrittweise und ohne größere Komplikationen erfolgen. Die Prozesse müssen die Dienstleister als Vermittler berücksichtigen, denn viele Klein- und Kleinstbetriebe werden auch in Zukunft noch auf die Hilfe von Dienstleistern und Verbänden angewiesen sein.
Eine der größten Herausforderungen für Unternehmen bei der Digitalisierung sind die hohen Investitionskosten. Durch steuerliche Anreize und Förderungen sollen Unternehmen unterstützt werden.
swr-ea wird diesen Maßnahmenkatalog in den nächsten Monaten allen involvierten Institutionen vorstellen und gemeinsam konkrete Vorschläge ausarbeiten.