„Im Eisacktal und Wipptal gibt es aktuell zirka 7.000 Betriebe. Aus einem Datenvergleich der letzten zehn Jahre geht hervor, dass sich die Anzahl der Unternehmen leicht verbessert hat. Besonders hervor sticht jedoch die Anzahl der neuen Arbeitsplätze: Während im Südtiroler Durchschnitt 15,3 Prozent mehr Arbeitsplätze geschaffen worden sind, sind im Eisacktal die neuen Arbeitsplätze um nahezu 26 Prozent, im Wipptal sogar um 35 Prozentpunkte gestiegen. Diese Daten belegen, dass die heimischen Unternehmen trotz schwieriger Rahmenbedingungen investieren und Arbeitsplätze vor Ort schaffen“, mit diesen Worten eröffnete SWR-Bezirkspräsident Fritz Karl Messner die Veranstaltung in der Festung Franzensfeste. Anschließend erörterten die Bezirksvertreter der im SWR angeschlossenen Verbände verschiedene wirtschaftspolitische Themen mit dem Landeshauptmann und Landesrat für Wirtschaft.
Wettbewerbsfaktor Erreichbarkeit
Werner Kusstatscher, Bezirksvertreter des UVS, forderte in seinem Beitrag eine schnelle Erreichbarkeit über Straße, Schiene und schnellem Internet. Insbesondere der Bau des Brennerbasistunnels biete für die heimische Wirtschaft große Chancen. Eine enge Abstimmung zwischen BBT und lokalen Unternehmen sei jedoch ausschlaggebend. Der Landeshauptmann betonte, dass die Finanzierung für das letzte Baulos im April 2015 erfolgen werde und hob hervor, dass bei den Direktaufträgen stark darauf geachtet werde, dass lokale Unternehmen berücksichtigt werden. Um hingegen die Weitervergabe von Aufträgen an einheimische Subunternehmer zu forcieren setze man auf Infotreffen. Zudem sei sichergestellt, dass Betrieb, die am BBT Tätigkeiten ausführen, den Steuersitz in Südtirol haben müssen. Er erklärte, dass der Landesregierung bewusst sei, dass die Erreichbarkeit ein zentraler Standortfaktor sei. „Deshalb wird der Ausbau des Breitbandnetzes mit aller Kraft vorangetrieben, die Investitionen in das Straßennetz wurden erhöht und wir arbeiten auf allen Ebenen um die Verlängerung der Konzession für die Autobahn zu erhalten“, so der Landeshauptmann.
Die Peripherie als Lebensraum
Der ländliche Raum stellt eine Einzigartigkeit dar, die es zu schützen und zu unterstützen gilt. Den Zentralisierungstendenzen bei Einrichtungen und Infrastrukturen muss entgegengesteuert werden, damit auch weiterhin Arbeitsplätze in der Peripherie erhalten und neue geschaffen werden können, forderte der Bezirksvertreter des SBB Armin Klammer. Maßnahmen zur touristischen Aufwertung des Eisack- und Wipptales forderte HGV-Bezirksobmann Helmut Tauber. Die Unterstützung der Landesregierung bei der Realisierung von lokalen Leuchttürmen wie dies die Festung Franzensfeste, Kloster Säben oder die Skigebiete darstellen, sei ausschlaggebend, um die Talschaft touristisch attraktiv zu machen. Matthias Knollenberger, Bezirksvertreter des hds forderte konkrete Unterstützungsmaßnahmen für die vielen Kleinst- und Kleinbetriebe Südtirols, die besonders in der Peripherie wichtige Arbeitsplätze schaffen. Er sprach dabei die Liberalisierung der Öffnungszeiten an Sonn- und Feiertagen an, die viel zu hohen bürokratischen Auflagen bei der Vergabe von öffentlichen Arbeiten und die fehlende Perspektive für junge Unternehmer, den elterlichen Betrieb zu übernehmen.
Der Landeshauptmann betonte, dass es erklärtes Ziel der Landesregierung sei, eine Politik für den peripheren Raum zu machen. Sämtliche Beschlüsse würden unter diesem Aspekt getroffen. So stellt die jüngste Vereinfachung bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen eine Entlastung für die Kleinst- und Kleinbetriebe dar, genauso wie die von der Landesregierung beschlossenen Steuererleichterungen im Bereich der GIS und der IRAP. Die Landesregierung werde auch weiterhin interessante Projekte unterstützen, sofern sie jedoch auf lokaler Ebene entwickelt und dort auch auf breiter Basis mitgetragen werden.
In die Zukunft investieren
In Südtirol sei die Anzahl der arbeitslosen Jugendlichen mit 12,2 Prozent im Vergleich zum europäischen und nationalen Durchschnitt zwar noch relativ gering, trotzdem sind gewisse beunruhigende Tendenzen auch hier ersichtlich. Lvh-Bezirksobmann Johann Erlacher hob in seinem Beitrag die Wichtigkeit der dualen Ausbildung hervor und forderte Unterstützungsmaßnahmen für Betriebe, die Lehrlinge ausbilden. Heinrich Ferretti, Bezirksvertreter der VSF, ging auf die Wichtigkeit der Innovation für die unternehmerische Tätigkeit ein und betonte, dass Innovationsprozesse in den Betrieben verstärkt unterstützt werden müssten. Der Landeshauptmann hob die Wichtigkeit der dualen Ausbildung hervor – es habe sich gezeigt, dass mit dieser der Jugendarbeitslosigkeit entgegengewirkt werden könne. Die Landesregierung werde im Rahmen ihrer Möglichkeiten alle Initiativen unterstützen, die die duale Ausbildung fördern. Bezüglich der Innovationsprozesse unterstrich der Landeshauptmann die Wichtigkeit von vernetztem Denken und Handeln zwischen den Unternehmen. Der Technologiepark würde ein solches unterstützendes Instrument bieten.
„Die Herausforderungen der Südtiroler Unternehmen sind für alle Wirtschaftssektoren ähnlich – der bürokratische Aufwand, der Steuerdruck, die Planungsunsicherheit. Es gilt, diese gemeinsam anzugehen, auch auf lokaler Ebene“, betonte SWR-Präsident Philipp Moser abschließend.