Einen Blick in die Zukunft im Bereich der schulischen und dualen Ausbildung haben kürzlich Bildungslandesrat Philipp Achammer und Vertreter der in swr-ea angeschlossenen Verbände geworfen. „Mit dem Lehrlingspakt, dem neuen Lehrlings- und dem Bildungsgesetz sind die Grundlagen für die zukünftige Aus- und Berufsbildung in Südtirol geschaffen worden. In der Umsetzung müssen nun eine hohe Qualität der Ausbildung und attraktive und an den reellen Bedürfnissen des Arbeitsmarktes orientierte Bildungswege gewährleistet werden“, betonte Philipp Moser, Präsident von Südtiroler Wirtschaftsring – Economia Alto Adige (swr-ea) zu Beginn des Treffens.
Das Lehrlingswesen spielt für Südtirols Wirtschaft eine wichtige Rolle. Aktuell sind in Südtirol rund 4.600 Jugendliche mit einem Lehrvertrag beschäftigt. Während die berufsspezialisierende Lehre immer mehr Zuspruch erhält (aktuell 1122 Lehrverträge), ist die Anzahl der traditionellen Lehrverträge im Zeitraum 2006 – 2015 drastisch gesunken (-26 Prozent auf aktuell 3470 Lehrverträge). Um diesem Trend entgegenzuwirken, gilt es in zwei Bereichen anzusetzen: Zum einen muss die Attraktivität der Lehre bei Jugendlichen gestärkt werden, z.B. durch gezielte und ausführliche Berufsinformation über die Chancen der Lehre, die Möglichkeit, nun auch über die duale Ausbildung die Matura abzulegen und durch eine gute Qualität der Lehrlingsausbildung. Zum anderen gelte es, Lehrbetriebe zu entlasten und deren Ausbildungsleistung wertzuschätzen. Diesbezüglich berichtete der Landesrat über seine Bemühungen, die Jugendschutzbestimmungen auf nationaler Ebene an jene auf europäischer Ebene anzupassen. „Es geht hier nicht darum, die Jugendschutzbestimmungen aufzuweichen, sondern diese an die europäischen Standards anzupassen“, unterstrich der Landesrat und nannte dabei die Arbeitszeit für 15jährige, die in Italien 35 Stunden pro Woche beträgt, während sie auf Europäischer Ebene auf 40 Stunden festgelegt ist und das Verbot, zwischen 22 und 5 bzw. 6 Uhr früh zu arbeiten, das bei bestimmten Berufsbildern zu Schwierigkeiten führt. Unterstützung gibt es dafür von Seiten der Wirtschaftsvertreter: „Es ist schwierig, einen Bäckerlehrling auszubilden, wenn dieser erst um 6 Uhr morgens in die Backstube kommen darf, da wird das Brot bereits verkauft. Auch im Gastgewerbe kann um 22 Uhr nicht das Licht abgedreht werden“, nennt Moser einige Beispiele und unterstreicht: „Bei bestimmten Berufsbildern ist eine Anpassung an die reellen Bedürfnisse/Anforderungen notwendig“.
Austausch Schule-Wirtschaft
Eine praxisorientierte Ausbildung mit einem klaren Fokus auf die Sprachvermittlung und –förderung ist Grundlage für einen erfolgreichen Einstieg in die Arbeitswelt. In rund 68 Prozent der Südtiroler Betriebe wird bereits in mehreren Sprachen kommuniziert, mehr als die Hälfte der Mitarbeiter geben jedoch an, die jeweils andere Sprache nicht ausreichend zu beherrschen. Diesem müsse dringend durch gezielte Maßnahmen in die Qualität des Sprachunterrichts entgegengesetzt werden, unterstrich Moser.
„Es ist wichtig, dass eine Annäherung zwischen Schule und Arbeitswelt bereits frühzeitig stattfindet, damit Jugendliche eine konkrete Vorstellung davon bekommen, was sie nach der schulischen Ausbildung erwartet. Aus diesem Grund werden alle Maßnahmen, die eine Annäherung bzw. einen Austausch zwischen Schule und Wirtschaft zum Ziel haben, auch aktiv unterstützt“, so Philipp Moser abschließend.