Bruneck – Unter der Leitung von Petra Holzer, Bezirkspräsidentin des SWR-Bezirksausschusses Eisacktal/Wipptal, und Andreas Leiter, Bezirkspräsident des SWR- Pustertal, fand im NOI Tech Park Bruneck eine Veranstaltung statt, die sich mit innovativen Lösungen im Bereich des leistbaren Mietwohnens beschäftigte.
Andreas Leiter betonte die Dringlichkeit der Thematik: „Wohnmöglichkeiten für alle zu schaffen, von jungen Erwachsenen, die ‚Hotel Mama‘ verlassen wollen, über Südtiroler im Ausland, die zurückkehren möchten, bis hin zu Nichtansässigen, die wir in Wirtschaft als Fachkräfte und in Pflegeberufen dringend brauchen, ist eine Herausforderung, der wir uns heute stellen müssen. Wir dürfen nicht warten, bis uns ein unkontrollierbares Problem überrollt.“
Angesichts einer Eigentumsquote von ca. 70% in Südtirol und einer begrenzten Verfügbarkeit von Mietwohnungen beleuchtete die Diskussion die dringende Notwendigkeit, den Fokus von Eigentum auf Miete zu verlagern. Prof. Gottfried Tappeiner von der Universität Innsbruck betonte die Bedeutung regulatorischer Maßnahmen und einer Umgestaltung der Wohnbauförderung, um den Wohnungsmarkt zugänglicher und erschwinglicher zu gestalten.
Ein innovatives Modell wurde von Thomas Ausserhofer von der Baufirma Unionbau und Roland Tinkhauser, Bürgermeister der Gemeinde Pfalzen, vorgestellt. Dieses Modell sieht eine Preisbindung für 60% der neu errichteten Wohnungen vor, um die Wohnungspreise für die lokale Bevölkerung stabil und erschwinglich zu halten. Die verbleibenden 40% der Wohnungen sollen zum Marktpreis verkauft werden, um die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Projekts zu gewährleisten. Andreas Schatzer, Präsident des Gemeindenverbandes, begrüßte diese Initiative und betonte die Bedeutung der kürzlich erfolgten Gesetzesänderungen, die solche Modelle erst ermöglichen.
Michael Reifer vom Brixner Unternehmensnetzwerk Innovalley präsentierte ein weiteres Projekt, das temporären, potenziell erschwinglichen Wohnraum für Mitarbeiter im Militärareal von Brixen vorsieht, um die akute Wohnungsnot in der Region zu lindern.
In seiner abschließenden Bemerkung unterstrich Andreas Leiter die Notwendigkeit eines breiten Diskurses: „Das komplexe Problem des leistbaren Wohnens erfordert vielfältige Lösungsansätze. Es liegt an uns, in der Öffentlichkeit auf allen Ebenen eine Diskussion anzustoßen, damit Gesellschaft, Institutionen und Politik an neuen Lösungen arbeiten. Wir müssen kreativ sein – und nicht nur Häuser bauen, sondern auch Brücken zwischen neuen Ideen.“
Die Teilnehmer waren sich einig, dass Mut und politischer Wille entscheidend sind, um neue Modelle zu erproben und von Altbewährtem Abstand zu nehmen. Diese Veranstaltung markiert einen Schritt in Richtung innovativer Lösungen für eines der drängendsten sozialen Probleme Südtirols.