SWR-Bezirksversammlung im Pustertal mit dem Landeshauptmann und Wirtschaftslandesrat Arno Kompatscher abgehalten. Die Themen: schnelles Internet, Breitband und Erreichbarkeit.
Rund 170 Wirtschaftstreibende aus dem Pustertal sind der Einladung des Südtiroler Wirtschaftsringes gefolgt und haben an der kürzlich (19. Januar) stattgefundenen Bezirksversammlung mit dem Landeshauptmann und Landesrat für Wirtschaft Arno Kompatscher teilgenommen. „Neben bürokratischen Entlastungen, einer Reduzierung der Steuerlast und zielgerichteten Unterstützungsmaßnahmen für die Südtiroler Betriebe, sind im Pustertal vor allem die Erreichbarkeit und die Stromversorgung Themen, die die Wirtschaftstreibenden unmittelbar betreffen und bei denen Handlungsbedarf besteht“, eröffnete SWR-Bezirkspräsident Joachim Reinalter die Versammlung, bei der es dann auch gleich ans Konkrete ging. Rund 2,5 Stunden lang stand der Landeshauptmann den anwesenden Unternehmerinnen und Unternehmern und politischen Vertretern aus dem Pustertal Rede und Antwort.
Breitband – die Realisierung der letzten Meile
„Unternehmen brauchen um wettbewerbsfähig sein zu können schnelles Internet. Der Ausbau des Breitbandnetzes und der Anschluss der Unternehmen und privaten Haushalte an das Netz erfolgt jedoch sehr schleppend. Welche Maßnahmen wird das Land setzen, um das Breitbandnetz fertigzustellen? In welchem Zeitrahmen? Und vor allem: Zu welchen Bedingungen?“, lautete gleich das erste Statement von Reinalter.
Jüngste Rückmeldungen aus den Südtiroler Gemeinden bestätigen – erläuterte der Landeshauptmann -, dass in Bezug auf den Bau des Breitbandnetzes noch großer Handlungsbedarf bestehe. Insbesondere die finanziellen Ressourcen, die für den Bau des Netzes von den Gemeinden zur Verfügung gestellt werden müssten und die Suche nach Netzbetreibern würden viele Gemeinden überfordern. Damit die Netze wirtschaftlich effizient arbeiten wird es nun ein gemeinsames, vom Land koordiniertes Vorgehen beim Bau und beim Betrieb des Netzes geben. Es könne somit sichergestellt werden, dass in ganz Südtirol, unabhängig vom Standort oder der Anzahl der Anschlüsse in einer Gemeinde, die Anschlüsse für Betriebe und private Haushalte südtirolweit zu den gleichen Konditionen angeboten werden können. Als Ziel nannte der Landeshauptmann die Realisierung der letzten Meile innerhalb 2020.
Energieversorgung
Beim Thema Energieversorgung wurden zwei große Themen angesprochen: die Notwendigkeit einer sicheren Stromversorgung für das Pustertal und wettbewerbsfähige Strompreise für die Wirtschaft.
Bezüglich der sicheren Stromversorgung unterstrich der Landeshauptmann, dass die Zusage von Seiten des nationalen Stromnetzbetreibers Terna zum Bau einer Hochspannungsleitung für das Pustertal, welches die Stromversorgung sicherstellen würde, gegeben sei. Es liege nun aber an den Pustertaler Gemeinden eine geeignete Trasse ausfindig zu machen und an den Wirtschaftsverbänden, diese zu unterstützen. Der Auftrag an das neue Energieunternehmen „alperia“ sei von den Eigentümern klar formuliert: Wettbewerbsfähige und kundenfreundliche Preise für private Haushalte und für Unternehmen zu garantieren.
Mobilität
Breiten Raum nahm in der Diskussion auch das Thema Mobilität ein. SWR-Bezirkspräsident Reinalter verwies auf verschiedene Studien, die Südtirol im Bereich der Erreichbarkeit Nachholbedarf bescheinigen und fragte gleich nach, welche Verbesserungsmaßnahmen entlang der Pustertaler Straße als nächstes geplant seien. Der Landeshauptmann informierte, dass die Planungen für die Einfahrt ins Gadertal mit Gesamtkosten von 73 Mio. Euro soweit abgeschlossen und die Ausschreibungen für die Umsetzung in der zweiten Jahreshälfte 2016 erfolgen werden. Die Umfahrungen in Percha und Kiens sind im Bautenprogramm 2018 mit insgesamt 60 Mio. Euro vorgesehen.
Als zweites Schwerpunktthema wurden die Entwicklungen im Schienenverkehr im Detail erörtert: die Riggertalschleife als wichtiges Infrastrukturprojekt für den Personennahverkehr, die Anbindung des Pustertals an den BBT über den Bahnhof Franzensfeste und die Zugverbindung vom Pustertal nach Cortina. In Bezug auf die Riggertalschleife informierte der Landeshauptmann, dass von Seiten der RFI eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben worden sei. Erst sobald diese vorliege und die Finanzierung gesichert sei, könnten weitere Schritte gesetzt werden. Die Unterzeichnung einer Vereinbarung für die Zugverbindung nach Cortina werde in nächster Zeit gemeinsam mit dem Infrastrukturminister Graziano Delrio und dem Präsidenten der Region Veneto Luca Zaia erfolgen. In Bezug auf den BBT unterstrich der Landeshauptmann, dass die Haltestelle Franzensfeste als Drehscheibe für die internationale Anbindung des Eisacktals und des Pustertals gelte, wobei es jedoch von der Nachfrage abhänge, ob bzw. wie viele Züge am Bahnhof Franzensfeste halten werden.
Nach rund zweieinhalbstündigem intensivem Austausch, bei welchem auch die Sanitätsreform und das Lehrlingswesen thematisiert wurden, schloss SWR-Präsident Philipp Moser die Versammlung: „Der Austausch zwischen den Wirtschaftstreibenden und mit den politischen Vertretern ist wichtig. Denn nur gemeinsam können die Herausforderungen, die auf uns zukommen gemeistert werden und die Rahmenbedingungen so gesetzt werden, damit erfolgreiches Wirtschaften möglich ist“.