Eine positive Grundstimmung durch alle Sektoren hindurch – so lautet das Fazit der Präsidenten der Wirtschaftsverbände anlässlich der letzten Präsidiumssitzung von Südtiroler Wirtschaftsring – Economia Alto Adige (swr-ea) im Jahr 2016. Ein erwartetes Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent, eine aktuelle Erwerbstätigenquote von 75,4 Prozent, eine kontinuierliche Steigerung der Exporte von Südtirols Unternehmen und eine Zunahme der touristischen Nächtigungen: dies ist – stichpunktartig zusammengefasst – die Bilanz der Südtiroler Wirtschaft für das abgelaufene Jahr.
„Das Vertrauen der heimischen Unternehmen und Familien ist deutlich gestiegen. Dies ist zum einen zurückzuführen auf die Maßnahmen, die die Südtiroler Landesregierung rechtzeitig gesetzt hat, um Betriebe und Familien steuerlich zu entlasten und zu unterstützen“, kommentiert Leo Tiefenthaler, Präsident von swr-ea, die positiven Zahlen. Rund 302 Millionen Euro an Steuerentlastungen für Unternehmen und Familien und das neue Landesvergabegesetz mit welchem der Zugang zu öffentlichen Aufträgen für alle Betriebe ermöglicht wird, gehören sicherlich zu den zentralsten Reformen, die diesen Aufschwung unterstützt haben.
Zum anderen sei die Bereitschaft der Betriebe sich umzustrukturieren, neue Märkte anzusprechen und in die Qualität der Produkte und Dienstleistungen zu investieren Voraussetzung gewesen, damit der leichte Optimismus der bereits Ende des letzten Jahres erkennbar gewesen sei, nun auch positive Früchte getragen habe – sowohl betreffend die Ertragserwartungen der Unternehmen, als auch für die öffentliche Hand. Diese kann für das Jahr 2017 mit einem Rekordhaushalt von 5,6 Mrd. Euro rechnen. „Südtirols Wirtschaft hat gezeigt, dass sie sich umstrukturieren und Synergien nutzen kann. Die Betriebe haben ihren Beitrag diesbezüglich geleistet, aber auch die Wirtschaftsverbände, indem heuer die beiden Plattformen der Wirtschaft – der deutschsprachige SWR und der italienischsprachige USEB – in eine gemeinsame Plattform zusammengeführt worden sind. Nun erwarten wir, dass auch die angekündigten Reformen in der öffentlichen Verwaltung umgesetzt werden, mit dem Ziel eine schlanke und effiziente Struktur zu etablieren und somit ein Gleichgewicht zwischen laufenden Ausgaben und Investitionsausgaben herzustellen“, betont Tiefenthaler und verweist darauf, dass aktuell rund 75 Prozent des Landeshaushaltes für laufende Ausgaben vorgesehen sind.
An die Zukunft denken
Nicht auf den Lorbeeren ausruhen, lautet die Devise für das kommende Jahr. „Die Krisenjahre haben uns vor allem eines gezeigt: Wir müssen innovativ sein, auf eine hohe Qualität unserer Produkte und Dienstleistungen setzen und vor allem rechtzeitig in die Zukunft investieren“, so Präsident Tiefenthaler. An Herausforderungen wird es dabei auch im kommenden Jahr nicht mangeln. Eines der Hauptschwerpunkte wird das neue Landesgesetz für Raum und Landschaft sein. Dieses spielt eine wesentliche Rolle für die zukünftige Entwicklung Südtirols und der Südtiroler Wirtschaft.
Ein weiterer Schwerpunkt betrifft die Innovation. Die Ausgaben in diesem Bereich betragen in Südtirol gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) nur 0,72 Prozent, wobei rund zwei Drittel der Ausgaben (95,7 Mio Euro) von Unternehmen generiert werden. Innovation ist die Triebfeder für unternehmerisches Wachstum und Entwicklung. In enger Vernetzung zwischen Dienstleistern, Unternehmen, Verbänden und der Politik müsse es gelingen, die Innovationsbereitschaft der Unternehmen zu unterstützen und gemeinsam an neuen Ideen, Produkten und Dienstleistungen zu arbeiten, so der Tenor anlässlich der Präsidiumssitzung.
Als dritte große Herausforderung wurde von allen Verbandspräsidenten der künftige Fachkräftebedarf genannt: Die Nachfrage für gut ausgebildete und qualifizierte Mitarbeiter sei bereits groß und werde in den kommenden Jahren noch zunehmen. Auch hier gelte es, in engem Austausch zwischen Schule und Wirtschaft eine praxisorientierte Ausbildung, die sich an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes orientiert, zu ermöglichen.
„Herausforderungen gibt es noch viele: die Erreichbarkeit der Betriebe mittels schnellen Datenverbindungen, die Schaffung von Rechtssicherheit vor allem auf nationaler Ebene oder der lang ersehnte und angekündigte Bürokratieabbau. Es ist wichtig, dass der eingeschlagene Weg der Reformen konsequent weiterverfolgt wird. 88 Prozent der Südtiroler Unternehmen haben positive Ertragserwartungen für das kommende Jahr und schauen mit Optimismus in die Zukunft – unterstützen wir diesen“, betont Tiefenthaler abschließend.