Generalversammlung vom Südtiroler Wirtschaftsring – Economia Alto Adige. Das diesjährige Motto lautete: „Erneuerbare Energien – Chancen und Möglichkeiten für eine nachhaltigere Zukunft“.
Der Südtiroler Wirtschaftsring – Economia Alto Adige hielt gestern (20. Mai) seine Generalversammlung ab. Themenschwerpunkt waren die erneuerbaren Energien, ein Thema, das angesichts der steigenden Energiepreise und des seit Februar herrschenden Kriegs in der Ukraine aktueller denn je ist. Federico Giudiceandrea, der nun seit knapp einem Jahr Präsident des Südtiroler Wirtschaftsrings ist, sagte in seiner Rede: “Wir müssen uns bemühen, die Produktion erneuerbarer Energien zu steigern, indem wir die Eigenschaften unseres Territoriums voll ausnutzen und die Fläche der Photovoltaikmodule durch die Förderung und Entbürokratisierung ihrer Installation vergrößern.“ Er betonte in diesem Zusammenhang auch, dass die Energiegemeinschafen gefördert werden müssten, die es ermöglichen Energie ohne Netzkosten zwischen denjenigen auszutauschen, die an dasselbe Mittelspannungs-Umspannwerk angeschlossen sind. Auch über das Thema Restpotenziale in der Wasserkraft wurde gesprochen. Federico Giudiceandrea wies darauf hin, dass man die Wasserkraftressourcen optimal nutzen müsse, indem man neue Konzessionen erteilt und die Stauseen für die Bewässerung und Beschneiung nutzt, um in Zeiten hoher Nachfrage, Energie zu erzeugen.
Dr. David Moser, Koordinator der Forschungseinheit für photovoltaische Systeme des Instituts für erneuerbare Energien von Eurac Research ging in seinem Impulsreferat mit dem Titel „Energiewende: Kosten in Chancen verwandeln“ auf das große, noch nicht ausgeschöpfte Potenzial von Photovoltaik Anlagen in Südtirol und im restlichen Italien ein. „Der Weg des IPCC-Szenarios, der Anstrengungen und Veränderungen erfordert, bietet jedoch die Möglichkeit, wichtige Wertschöpfung in Südtirol zu generieren, die Energieabhängigkeit Südtirols zu verringern und führt zu einer deutlichen Reduktion von Emissionen und Ausgaben für fossile Brennstoffe“, so der Experte für photovoltaische Systeme der Eurac Research.
Dr. Ing. Walter Gostner sprach über die Restpotenziale in der Wasserkraft durch die Modernisierung und Wiederertüchtigung von bestehenden Anlagen, durch die Mehrfachnutzung von Trinkwasser-, Bewässerungs-, Beschneiungs- und Abwasseranlagen sowie durch den Einsatz von innovativen Technologien wie etwa von kinetischen Turbinen oder Wasserrädern. „Durch die Ausnutzung der Restpotenziale in der Wasserkraft kann in Europa eine Steigerung von 60-100 TWh angestrebt werden. Das sind 1,5-2% der Gesamtstromproduktion und die 10-fache Stromproduktion von Südtirol“, so Walter Gostner.
In seiner Rede ging der Präsident des Südtiroler Wirtschaftsrings, Federico Giudiceandrea, auch auf die Nachhaltigkeitsstrategie des Landes „Everyday for Future“ ein. „Das Dokument war ein lobenswerter erster Schritt, um Punkte für künftige Maßnahmen in allen Bereichen der Gesellschaft festzulegen“ so der Präsident. Der Präsident des Südtiroler Wirtschaftsrings hielt weiters fest, dass einige Maßnahmen bereits für Ende 2021 geplant waren und diese zu einem großen Teil umgesetzt wurden, dass aber die schwierigen, herausfordernden Teile, wie die Verringerung der CO2-Emissionen um 5 Tonnen/Kopf bis 2030, gerade erst begonnen haben. Das Thema sei komplex, und das habe man in mehreren Gesprächen mit dem Referenten des Landeshauptmanns für Nachhaltigkeit, Klaus Egger, festgestellt, so der Präsident. „Als Unternehmer weiß ich, dass ich, um Fortschritte zu erzielen, in der Lage sein muss, meine Tätigkeit zu messen, ich muss sie mit Benchmarks vergleichen können, ich muss messbare Indikatoren festlegen, um eine Bilanz ziehen zu können“ sagte Federico Giudiceandrea, der selbst einem international tätigen Unternehmen vorsteht. Man müsse daher die Zusammenarbeit zwischen den Wirtschaftssektoren und der öffentlichen Verwaltung intensivieren, damit die angewandten Methoden praktisch durchführbar und vergleichbar sind.
Ein weiteres wichtiges Thema, welches in der Rede des Präsidenten angesprochen wurde, war die Ausgabenüberprüfung im Zusammenhang mit dem Landeshaushalt, über welche man nun schon seit geraumer Zeit spreche und die man ein für alle Mal in Angriff nehmen wolle. Bedauerlicherweise sei in der öffentlichen Wahrnehmung mittlerweile der Eindruck entstanden, dass die Wirtschaft den sozial schwachen Schichten etwas wegnehmen wolle, gab der Präsident in seiner Rede zu bedenken. „Nichts könne falscher sein. Wir sind uns absolut bewusst, dass die öffentlichen Ausgaben unter anderem die sozial schwächeren Schichten unterstützen müssen, aber von den über 600 Dienstleistungen, die die Provinz erbringt, geht ein Teil auch an diejenigen, die sie nicht brauchen, und wir sind überzeugt, dass viele dieser Dienstleistungen abgeschafft und/oder in Instrumente umgewandelt werden können, die dort ankommen, wo wirklich Bedarf besteht“, betont Federico Giudiceandrea.
„Um die oben genannten Ziele zu erreichen, brauche es auf allen Ebenen und in jeder Hinsicht eine gute Zusammenarbeit. Wir als SWREA werden uns im Namen aller Arbeitgeberverbände nach Kräften dafür einsetzen“, so Federico Giudiceandrea.
Landeshauptmann Arno Kompatscher, Landesrat Arnold Schuler sowie Landesrat Philipp Achammer, der krankheitsbedingt eine Videobotschaft überbrachte, unterstrichen in ihren Grußworten die hohe Qualität und den Innovationsgeist vieler Südtiroler Unternehmen sowie dessen große unternehmerische Leistung in den vergangenen Jahren und vor allem während der Pandemie.
Zitat Landeshauptmann:
„Die bevorstehende Energiewende birgt neben vielen Herausforderungen auch große Chancen. Der Weitblick, die hohe Qualität und der Innovationsgeist vieler Südtiroler Unternehmen stimmen zuversichtlich. Das Land Südtirol unterstützt auch die kleinen und mittelständischen Unternehmen bei der Umstellung auf energiesparende Prozesse, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen signifikant zu verringern und die Wettbewerbsfähigkeit des gesamten Wirtschaftsstandorts Südtirol weiter zu verbessern.“
Zitat Landesrat Philipp Achammer:
Landesrat Philipp Achammer hob die „große unternehmerische Leistung“ der Unternehmerinnen und Unternehmer Südtirols in den vergangenen Jahren hervor und wies auf die aktuellen Herausforderungen hin. „Setzen wir auch zukünftig auf Qualität, Authentizität und auf gute Ausbildung. Das alles verschafft uns einen Vorsprung, den wir gerade jetzt brauchen“, betonte Landesrat Achammer. „Wir werden aktiv und verstärkt in Fachkräfte investieren müssen. Hier braucht es eine gemeinsame Kraftanstrengung, wenn es mittel- und langfristig nicht zu einem Produktionsabbau kommen soll und wir ein Ort werden wollen, der qualifizierte Fachkräfte hält und anzieht, wo man gerne arbeiten und leben will.“
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