Erstmals haben sich die Vertreter der repräsentativsten Südtiroler Wirtschaftsverbände und der Behindertenverbände getroffen, um zu besprechen, welche Maßnahmen notwendig sind, damit mehr Menschen mit Beeinträchtigungen in den Arbeitsmarkt integriert werden können. „Mit diesem Treffen wollen wir einen Austausch darüber beginnen, welche Möglichkeiten es für die Arbeitsintegration von Menschen mit Beeinträchtigungen gibt und welche Maßnahmen notwendig sind, damit diese heute, vor allem aber auch in Zukunft funktionieren kann“, eröffneten Philipp Moser, Präsident von Südtiroler Wirtschaftsring-Economia Alto Adige, und Martin Telser, Präsident des Dachverbandes für Soziales und Gesundheit, das Treffen, das kürzlich stattgefunden hat.
„Arbeitsintegration stellt eine große Herausforderung für die Unternehmen dar. Neben sozialen Herausforderungen sind es auch gesellschaftliche Herausforderungen, wie beispielsweise die Arbeitsintegration von Menschen mit Migrationshintergrund oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, denen Rechnung getragen werden muss“, erörterte Philipp Moser die Herausforderungen aus Sicht der Unternehmen. Zudem habe sich das Arbeitsumfeld in den letzten Jahren stark verändert: spezifische Berufsbilder, vor allem im Dienstleistungssektor, die Digitalisierung der Prozesse und die strengen Auflagen im produktiven Bereich müssten heute bei der Arbeitsintegration berücksichtigt werden.
Dennoch zeigte sich Dachverband-Präsident Martin Telser überzeugt: „Es gibt passende Jobs für Menschen mit Beeinträchtigungen. Die Betriebe können hier gute Mitarbeiter gewinnen!“ Kompetenz und Leistung würden nicht zwingend von den Beeinträchtigungen einer Person abhängen. „Behindert ist gleich arbeitsunfähig: diese Formel ist falsch“, so Telser: „Dennoch sind zu viele Menschen mit Beeinträchtigungen arbeitslos. Besorgniserregend ist vor allem der hohe Anteil junger Menschen, die es nicht schaffen, im Arbeitsleben Fuß zu fassen. Gesetze allein reichen aber nicht aus, um dies zu ändern. Deshalb fragen wir nun die Unternehmer: Was braucht ihr? Wo muss man ansetzen?“
In der anschließenden Diskussion wurden u.a. die Individualisierung von spezifischen Berufsmöglichkeiten, welche sich für Personen mit Beeinträchtigungen eignen, Möglichkeiten der schulischen Ausbildung, eine konstante Begleitung für die Betroffenen und eine individuell abgestimmte Arbeitsvermittlung als mögliche Handlungsfelder genannt, die nun weiter vertieft werden sollen. „Die Arbeitsintegration von Menschen mit Beeinträchtigungen ist eine Chance für beide Beteiligten. Voraussetzung ist jedoch, dass auf die Bedürfnisse sowohl des Unternehmens als auch des Mitarbeiters eingegangen und diesen Rechnung getragen wird“, sind die beiden Präsidenten überzeugt. Hier gelte es nun anzusetzen.