SWR-Podiumsdiskussion „Stromproduktion und Stromverteilung in Südtirol“
Am Freitag, den 15. März 2013, fand um 20 Uhr im Ratssaal der Stadtgemeinde Bruneck die Podiumsdiskussion „Stromproduktion und Stromverteilung in Südtirol“ statt. Zur Diskussion hatte der scheidende SWR-Bezirkspräsident Philipp Moser (siehe eigener Bericht) den Generaldirektor der SEL AG Thomas Frisanco und für den Südtiroler Energieverband Präsident Hanspeter Fuchs und Geschäftsführer Rudi Rienzner geladen. Anwesend waren neben den Vertretern der Wirtschaft, zahlreiche Bürgermeister und Vertreter von Energie- und Fernheizwerken.
Moderator Christian Pfeifer gratulierte eingangs dem SWR zum Thema, „das wichtig und brisant gleitzeitig ist. Wichtig, weil für die Wirtschaft eine funktionierende Stromverteilung und günstiger Strom ein bedeutender Wettbewerbsfaktor sind, brisant hingegen, weil die Heimholung der Energie zu einem ungeahnten Betrugsskandal der jüngeren Geschichte Südtirols ausgeartet ist.“ Nach dieser Eröffnung und den Eingangsstatements bei denen Frisanco die Entwicklungspotenziale der Südtiroler Energiewirtschaft auch außerhalb des Landes herausstrich, und die Vertreter des Südtiroler Energieverbandes die fehlenden Vision in der Energiepolitik ankreideten sowie die Bedeutung von Kooperation herausstreichen, stellten sich die Energieexperten den Fragen des Moderators und des Publikums.
Bezugnehmend auf die anstehende Übernahme einiger Stromnetzabschnitte durch die Gemeinden, warnte SEL-Generaldirektor Frisanco vor einer zu starken Zerstückelung des Stromnetzes. „Das Südtiroler Stromnetz weist bereits einen hohen Grad an Fragmentierung auf und nicht jeder Streckenabschnitt ist per se attraktiv. Größere Unternehmen sind aber auf Grund von Skaleneffekten in der Lage auch solche Strecken zu bedienen.“ Die Vertreter des Südtiroler Energieverbandes hingegen warben für mehr Dezentralisierung und Eigenständigkeit. „Kleinere und mittlere Betriebe bieten einen hohen Qualitätsgrad und durch Bürgernähe einen Mehrwert für die Bevölkerung. Notwendige Rationalisierungen können durch Kooperationen untereinander erreicht werden“, so Rudi Rienzner. Als Organisationsform biete sich laut dem Südtiroler Energieverband das genossenschaftliche Modell an. Weil Genossenschaften weniger Steuern zahlen, seien diese in der Lage beim Strompreis Abschläge zwischen 30 und 70 Prozent zu machen. Rienzner rief dazu auf, dass sich die Gemeinden als Genossenschaften organisieren sollen. Trotz der genannten Vorteile kamen in den anschließenden Wortmeldungen auch Bedenken auf. Eine Übernahme des Stromnetzes rechne sich nur für jene Gemeinden, die selbst über ausreichend Stromproduktion verfügen, so der allgemeine Tenor.
Interessiert zeigten sich die Anwesenden auch an der Einstellung des SEL-Generaldirektors in Bezug auf die Kleinkraftwerke. Diesbezüglich unterstrich dieser, dass dieses Geschäft den Gemeinden sicher zu vergönnen sei. Allerdings habe die SEL AG nicht alleine darüber zu entscheiden, ob sie auf ein kleines dafür aber profitables Geschäft verzichten will, zumal der Partner Edison hier ein Wort mitzureden habe. „Aus meiner Sicht ist die SEL aber nicht gut beraten, wenn sie in Südtirol alles dominiert und sich damit am Ende nur Feinde schafft. Daher ist die Frage, ob es nicht außerhalb der Provinzgrenze attraktive Entwicklungsmöglichkeiten strategisch“, so Frisanco.
Am Ende der Veranstaltung wurde über den Ausgang des Stromstreites diskutiert. Um den Schaden so gering als möglich zu halten, soll rasch ein Kompromiss gefunden werden. Denn wenn zwei sich streiten, könnte am Ende ein lachender Dritter der Gewinner sein, so die allgemeine Befürchtung. Damit es aber zu einer schnellen Einigung kommt, müsse sich die Politik aus dem Stromgeschäft zurücknehmen, so die Meinung der Energieexperten.
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